Landesnachrichten
Zeitschrift der Deutsch-Finnischen Gesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V.
Nr. 99 - September 2000

Die geheime Leidenschaft des Nordens
Finnischer Tango
Von Harri Kaitila

Der Süden Südamerikas und der hohe Norden Europas - beide verbindet eine Leidenschaft: das Wort "Tango" bringt in Argentinien und Finnland eine ganze Menge Leute ins Schwärmen. Dabei sind die Ausprägungen dieser Musik, dieses Tanzes, dieses Lebensstils durchaus verschieden, geprägt durch Geographie und Klima, Mentalität und kulturelles Umfeld.
Die Beliebtheit des Tangos ist wie so viele andere Erscheinungen der Popularkultur Modetrends unterworfen: Der Tango erlebt Höhen und Tiefen in der öffentlichen Wertschätzung, immer aber bleibt unterschwellig eine Art Mythos um in diesen in Ton und Form gegossenen Ausdruck von sehnsuchtsvoller Melancholie.

Festival-Tipp 
11. - 15.7.2001
TangoMarkt
in Seinäjoki
 
Tango-
königin
Mira Kunnas-
luoto

mit Tango-
König
Antti
Raiski

(2000)

   Alljährlich seit 1985 bricht über die kleine Stadt Seinäjoki eine immer größere Heerschar von Tangoverrückten und Tango-
touristen herein.
   Dann erklingen an allen Ecken und Enden schmachtende und schluchzende, verträumte und peppige Weisen. Dazu wiegen sich Hunderte von Paaren im Tango-
schritt, ob in feinem Zwirn und kurzem Schwarzen oder in der Nationaltracht des unvewüstlichen Trainingsanzugs. Der Tangomarkt sorgt für schlaflose Nächte. Die Wahl von Tango-König und -Königin - ein Ereignis von nationaler Bedeutung.

Tangomarkkinat
Kauppakatu 15 c
FIN-60100 Seinäjoki
Tel. 00358-(0)6-4201111
11. - 15.7.2001 
TangoMarkt in Seinäjoki 
Man schreibt das Jahr 1913. In dem Helsinkier Restaurant "Börs" wird ein neuer Tanz, der Tango, von einem dänischen Tanzpaar vorgestellt. Der neue Tanz hat einen unmoralischen Ruf. Womöglich deswegen waren die Tangopräsentationen des Paares auch so beliebt, dass die Tänzer noch in vielen darauffolgenden Jahren immer wieder im "Börs" auftraten. Die damals gespielten Tangos kamen aus Argentinien, Deutschland und Frankreich. Im Finnland der 20er-Jahre war Tango vor allem in den gelehrten Kreisen beliebt. Erst in den 30er-Jahren gewann der Tango neue Beliebtheit im Volk.

Warum aber ist neben dem argentinischen und deutschen auch der "Finnische Tango", mindestens unter Sachkennern, ein Begriff? Wie konnte sich in einem Land mit nur 5,2 Mio. Einwohnern eine eigene Art von Tango entwickeln? Wenn man sich von finnischen Komponisten geschriebene Tangos der 30er-Jahre anhört, klingen sie meistens sehr "mitteleuropäisch". Damals verwendete man z.B. oft auch Dur-Tonarten, was besonders in deutschen Tangos häufig ist. Es war auch typisch, dass ein Tango aus einem langen Instrumentalteil und nur aus einem kurzen gesungenen Teil bestand.

So hätte es vielleicht auch weitergehen könne, wenn der Zweite Weltkrieg nicht das Schicksal auf neue Bahnen gelenkt hätte. Viel begabte, junge Komponisten wie Arvo Koskimaa oder Toivo Kärki waren gezwungen, ihre künstlerische Aktivitäten zu unterbrechen. Sie wurden als Soldaten eingezogen, um an der Front für Finnland zu kämpfen. Aber so düster der Krieg war, liegen die Wurzeln des finnischen Tangos gerade in der Kriegszeit. Dort kam der 30-jährige Toivo Kärki auf die Idee, die melancholische russische Romanze und die deutsche Marschmusik miteinander zu vermischen, und daraus entstand sein eigener Stil. Er bevorzugte Moll-Tonarten in seinen Kompositionen, ja noch in seinen alten Tagen hat er sich bei einem Interview dementsprechend geäußert: "... ich finde Moll sowieso viel besser als Dur". Aus der Kriegszeit stammen solche wunderschöne Melodien, wie Kärkis "Siks' on mä suruinen" (Darum bin ich traurig) oder Arvo Koskimaas "Syyspihlajan alla" (Unter der herbstlichen Eberesche). Auch die Texte wurden immer wichtiger, und allmählich verzichtete man auf lange Introduktionen und Zwischenspiele. Der beliebteste Tangosänger der 40-er Jahre war Henry Theel mit seinem natürlich klingenden Tenor.

CD-Tipp 
"Schicksalstango"
   "Zum ersten Mal können Sie die poetischen Inhalte des Finn-Tangos nun auch in deutscher Sprache erleben. Ich hoffe, dem deutschsprachigen Publikum damiteine Seite der finnischen Seelenlandschaft ein wenig näherzubringen", so Harri Kaitila in der Einführung zu seiner CD "Schicksalstango".
   Mehr als ein Dutzend Standards aus dem finnischen Tango-Schatzkästchen bringt der ausgebildete Opern- und Operettensänger (in Begleitung von Kalle Elkomaas Tangoorchester) zu Gehör. Aber nicht im Original, sondern in deutscher Übersetzung!
   Ist der Musikkonsument hierzulande empfänglich für diese Kost? Ein reizvolles Experiment und Wagnis. Und in der Tat muss man sich hineinhören, vertraut machen auch mit der Sprache, die kunstvoll gekünstelt, gleichsam alltagsfern daherkommt - aber wohl eben gerade dadurch dem Wesen des finnischen Tangos auf der Spur ist.
   Eine Entdeckungsreise. Schon dass die Texte im Beiheft auf deutsch und Finnische abgedruckt sind.
ABLE-music
Detmolder Str. 15, 10715 Berlin
Tel. 0172-3917164
Und tatsächlich, der finnische Tango, wie überhaupt die finnische Unterhaltungsmusik der Nachkriegszeit, ist so stark vor allem von Toivo Kärkis Person beeinflusst, dass er mit seinem Schaffen den "finnischen Musikgeschmack" auf wesentliche Art und Weise geändert hat. Er war ja seit 1955 bis 1980 auch Chefproduzent der U-Musikabteilung der - mindestens in den 50er-, 60er-und 70er-Jahren - bedeutendsten Plattenfirma Finnlands, "Musiikki-Fazer", und konnte in seiner bedeutenden Stellung den künstlerischen Weg vieler finnischer Sänger ebnen.

Toivo Kärki war in den 50er- und 60er-Jahren als Komponist so populär, dass sein Name im Finnischen Rundfunk zeitweise so oft erwähnt wurde, dass die Glaubwürdigkeit des Rundfunks schon in Gefahr geriet. So komponierte Toivo Kärki, der ursprünglich Jazzmusiker war, unter verschiedenen Pseudonymen, je nachdem, in welchem Stil er seine Lieder schrieb: Toivo Kärki oder Kari Aava (finnisch), Pedro de Punta (spanisch), Antonio Brave (italienisch), Karl Stein (deutsch), W. Stone (amerikanisch) und C. Kaparow (russisch). Dazu schrieb er auch unter dem Namen Orvokki Itä, ein Pseudonym, das er gemeinsam mit dem Texteschreiber Reino Helismaa verwendete. Es dauerte ein paar Jahre, bis es dem Finnischen Rundfunk klar wurde, dass es sich bei den vielen Komponistennamen um ein und dieselbe Person handelte. Toivo Kärki, der 1992 verstarb, war also eine zentrale Persönlichkeit bei der Entstehung des Begriffs "Finnischer Tango". Sein vielseitiges Schaffen beschränkte sich allerdings nicht nur auf Tangos.

Der größte Star unter den finnischen Sängern in den 50er-Jahren war ohne Zweifel der "ungekrönte Tangokönig Finnlands", Olavi Virta, der auch einige einmalig schöne Tangos, wie "An mein rothaariges Mädchen" oder "Keine Träne siehst du" komponiert bat. Im damaligen Finnland war er wohl der einheimische "Elvis Presley"; in seinen "goldenen Jahren" besaß er unter anderem 26 aus Amerika importierte Straßenkreuzer und leitete ein erfolgreiches Plattengeschäft in Helsinki. Leider kam Olavi Virta, wie bei Künstlern nicht selten, als umjubelter Sänger nicht mit dem "König Alkohol" zurecht; Olavi Virta starb 1972 völlig verarmt.

Buch-Tipp 
"Tango ist
  meine Leidenschaft"

 
   Virtanen, der Ich-Erzähler, lebt für den Tango. Vom Tanztee am frühen Nachmittag bis zum bitteren Ende in den frühen Morgenstunden gibt er sich seiner Leidenschaft hin.
   Verpflichtet fühlt sich der 35-Jährige auch Platon hinsichtlich der Enthaltsamkeit in Sachen geschlechtlicher Vereinigung etwa mit attraktiven, bereitwilligen Tanzpartnerinnen. Wird es kritisch, bringt Virtanen den sichtbar-spürbaren Ausdruck der Erregung mittels Gliedpeitsche zur Räson.
   Dieser Virtanen nun erzählt, erläutert seine Sicht der Tango-Welt, der Geschichte des Tangos, während wir mit ihm durch Helsinkis Tanzlokale streifen und seine verschiedenen Partnerinnen kennenlernen. Der gute Virtanen, um es abzukürzen, hat einen Hang zu labern und einen Sockenschuss ...
 
M.A. Numminen: Tango ist meine Leidenschaft. Aus dem Finnischen von Eike Fuhrmann. 352 S.
Haffmans Verlag, Zürich 2000.
ISBN 3-251-99828-5

M.A.Numminen:
Tango ist meine Leidenschaft

Gebundene Ausgabe
Taschenbuch
2 CD's
2 AudioCassetten
Viele Musikwissenschaftler in Finnland sind der Meinung, dass der erste finnische Tangoboom nach dem Krieg als Protest des Volkes gegen den Einzug der Jazzmusik zu bezeichnen ist. Der zweite, noch stärkere Tangoboom, war dann in der ersten Hälfte der 60er-Jahre, von 1963 bis 1965, er dauerte also nur ca. drei Jahre. Hier vermuten die Forscher, dass dieser Boom eine Gegenreaktion auf die damals neue, angelsächsische E-Gitarrenmusik (volkstümlich "Stahldrahtmusik") war.

Auf jeden Fall bedeuteten die frühen 60er-Jahre den Durchbruch vor allem für den gut zwanzigjährigen Komponisten und Musiker Unto Mononen, dessen Tango "Satumaa" (Märchenland), interpretiert von Reijo Taipale, fast zur Nationalhymne Finnlands geworden ist. Viele noch heute berühmte Sänger begannen ihre Karriere als Tangosänger, so z.B. der "Evergreen" Eino Grön und viele andere. Unto Mononen schrieb alle seine berühmten Tangos in Moll und setzte damit den von Toivo Kärki angefangenen Weg fort. Doch Mononens Melodien sind vielleicht noch mehr von Schmerz und Sehnsucht geprägt als Kärkis. Auch Unto Mononen konnte seinen großen Erfolg leider nicht verkraften und beendete 1968 nach einem langen Kampf gegen den Alkohol sein Leben durch eigene Hand.

Als Komponist besonders zu erwähnen ist auch Kaj Chydenius, der einen unnachahmlichen Stil besitzt und viele unvergessliche Melodien, wie "Jugendtango" (1970), erst nach dem großen Tangoboom der 60er- Jahre geschrieben hat - zu einer Zeit, als der Tango vorläufig nicht mehr in Mode war. Chydenius komponierte auch oft in Dur, was in finnischen Ohren gleich "anders" klingt! Einer der bekanntesten finnischen Musiker, der seit den 60er-Jahren in der Unterhaltungsmusik aktiv ist, hat treffend festgestellt, dass wir Finnen das einzige Volk auf der Welt sind, das imstande ist, sich in Moll zu freuen!

Einen dritten Tangoboom hat das zum ersten Mal 1985 in Seinäjoki ausgetragene Tangofestival mit sich gebracht. Aus Tausenden von Kandidaten und -innen werden jährlich ein Tangokönig und eine -königin gewählt. Bis heute (Herbst 2000) wurden insgesamt dreißig Häupter gekrönt, und das Tangofestival hat sich unter den über 60 Musikfestivals in Finnland als bedeutendstes Event der Unterhaltungsmusik etabliert. Das Tangofestival Seinäjoki hat in den letzten Jahren einige hochtalentierte Sänger und Sängerinnen, wie den Tangokönig des Jahres 1995 Jari Sillanpää oder die Tangokönigin 1989 Arja Koriseva hervorgebracht.


Zurück zum Seitenanfang

Von Liebe, Tod und Weltanschauung
His Infernal Majesty
Die finnische Rockband HIM

Von Maria Nurmela und Daniela Günther


 Rockband HIM
 mit den Autorinnen.
 
 Lily Lazor, Daniela Günther, Migé
 Amour
, Ville Valo, Maria Nurmela
 (v.l.n.r.)
In ihrer Heimat Finnland hatten sie sich bereits mit ihrem Debütalbum "Greatest Lovesongs Vol. 666" an die Spitze der Charts katapultiert und sind nun mit ihrem zweiten Album "Razorblade Romance" auch hierzulande nicht mehr zu stoppen. Die Rede ist von der Rockband HIM - His Infernal Majesty -.

Das Quintett, bestehend aus Zoltan Pluto (Keyboard), Gas Lipstick (Drums), Uly Lazor (Lead-Gitarre), Migé Amour (Bass-Gitarre) und Ville Valo (Sänger und Frontman), rockte in diesem Frühjahr während einer ausgedehnten Tour durch ganz Deutschland - bei sämtlich ausverkauften Hallen von München bis Berlin.

Ihren bemerkenswerten Erfolg hat die Band nicht zuletzt ihrem charismatischen und überaus talentierten Sänger und Songwriter Ville Valo zu verdanken. Bereits im Alter von 8 Jahren begann er zu musizieren, spielte während seiner Schulzeit in den verschiedensten Bands, erlernte das Spielen unterschiedlichster Musikinstrumente und erwarb ein breitgefächertes Repertoire von Free Jazz, Klassik bis hin zu Death Metal. Bis auf zwei Coverversionen des ersten Albums stammen alle HIM-Songs allein aus seiner Feder. Liebe und Tod spielen in allen Songs eine übergeordnete Rolle und stehen meist in sehr enger Verbindung zueinander.

Trotz ihres sehr stressigen Terminplans fanden Ville Valo und Migé Amour vor ihrem Open Air Konzert am 3.6.2000 auf dem Museumsplatz in Bonn die Zeit, uns für ein paar Fragen Rede und Antwort zu stehen:

Das
Interview
Daniela: Inwiefern unterscheiden sich die deutschen Fans von den finnischen?
Ville: In erster Linie sind die deutschen Fans enthusiastischer und begeisterungsfähiger. Die finnischen Fans sind etwas kühler.
Migé: Die deutschen Fans bewegen sich mehr während unserer Konzerte.

Maria: Was vermisst ihr am meisten, wenn ihr auf Tour seid?
Ville: Ich vermisse meine Freunde.
Maria: Alle Künstler beobachten ihre Umgebung und ihr soziales Umfeld, um sich für ihre kreativen Arbeiten inspirieren zu lassen. Wie bist Du zu einem "Beobachter" geworden?
Ville: Es ist eher ein Beobachten des eigenen psychologischen Weges. Man ändert seine Weltanschauung. Jeder Mensch wächst schließlich im Laufe seines Lebens. Ich sehe mich nicht als Künstler, sondern einfach als "Post-Teenager", der versucht, mit der Welt klarzukommen. Das ist meine ganz persönliche Therapie.
Daniela: Wie überzeugt bist Du von einem neuen Song?
Ville: Meistens sehr. Wenn ich von einem neuen Song nicht überzeugt bin, beschäftige ich mich nicht weiter damit. Ich versuche, keine mittelmäßigen Songs für die B-Seite zu schreiben. Ich versuche einfach, mein Bestes zu geben. Ich schreibe lieber zehn gute Songs für ein Album, als zwanzig mittelmäßige.
Daniela: Welchen Künstler würdest Du gern einmal treffen bzw. mit welchem Künstler würdest Du gern zusammen arbeiten?
Ville: Jeder hat seine Idole, die er gern einmal treffen würde. Als Heranwachsender verliebst Du Dich in einen Song oder ein Album einer neuen Band, kaufst dann jedes Magazin, liest jeden Bericht, den Du nur finden kannst, um so viel wie möglich über deine Idole zu erfahren ... Ich glaube, ich möchte mit niemandem arbeiten außer mit HIM.
Maria: Könntet Ihr Euch eine Zusammenarbeit mit einer anderen Kunstform vorstellen?
Ville: Wir haben ja bereits den Song "Join me" zu dem Film "The 13th floor" beigesteuert. Es macht Spaß, die Musik für einen Film zu schreiben.
Migé: Mich würde es sehr interessieren, Musik für ein Theaterstück zu schreiben.
Ville: Es wäre auch interessant, Rockmusik mit modernem Tanz zu verbinden. Mir wäre es dann wichtig, wenn die Musik und der Tanz eine Einheit bildeten. Man muss den Sinn der Bewegungen wirklich spüren, um die Choreographie richtig rüberbringen zu können.

Maria: Wieviel Stille brauchst Du vor einem Konzert?
Ville: Mittlerweile bekommen wir backstage größere Garderoben, was schon ziemlich hilft. Wir sind innerhalb der Band eine so gefestigte Gemeinschaft, dass wir nicht jede freie Sekunde miteinander verbringen müssen. Jeder von uns hat seinen Freiraum.
Maria: Flamenco-Tänzer bekommen einmal in ihrem Leben einen sogenannten "Duende"-Zustand, was bedeutet, dass sie nur noch fühlen und der Kopf vollkommen ausgeschaltet wird. Hattest Du schon einmal einen derartigen Zustand?
Ville: Ich bekomme diesen Zustand in jedem Konzert. Je mehr Routine man auf der Bühne bekommt, desto freier und gelöster wird man. Es ist wirklich schade, dass Flamenco-Tänzer diesen Zustand nur einmal im Leben haben. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich nicht Flamenco-Tänzer geworden bin ...
Migé: Innerhalb der Band zeigt sich dieser Zustand anhand eines sehr starken Gefühls der Zusammengehörigkeit. Es ist ein Gefühl völliger, innerer Ruhe, vergleichbar mit dem der indischen Mantras.

Maria: Langweilst du dich oder bist du manchmal frustriert mit dem, was du tust?
Ville: Natürlich. Jeden Tag. Jeder Mensch langweilt sich doch mit den Dingen, die er täglich tun muss. Es ist ein ganz wichtiger, psychologischer Gesichtspunkt, dass man sich dann über seine Prioritäten klar wird und sich wieder daran erinnert, warum man angefangen hat, zu tun, was man tut. Und dann findet man heraus, dass da viel mehr "Pro's" als "Contra's" sind.
Daniela: Was würdest du tun, wenn du nur noch einen Tag zu leben hättest?
Ville: Wir würden wahrscheinlich ein Konzert geben. Ich würde ein Bad nehmen, eine Menge Kaffee trinken, viele gute Freunde treffen und eine Party feiern.
Maria: Würdest Du den letzten Tag in Finnland verbringen?
Ville: Ja, wahrscheinlich, weil dort alle meine Freunde sind.
Obwohl es während des Konzerts einen Wolkenbruch gab, der einem Weltuntergang gleich kam, waren die zahlreich erschienenen Fans in beinahe ekstatischer Stimmung. Und so regnete es nicht nur vom Himmel, sondern auch unzählige Stofftiere und Damenunterwäsche auf die Bühne.

Zu den Autorinnen:
Maria Nurmela wurde 1978 in Turku/ Finnland geboren und machte 1997 ihr Abschluss-Examen an der Suomen Kansallisoopperan Balettikoulu Während des Studiums Auftritte bei Produktionen an der Finnischen National Oper. Im Jahr 1998 - 1999 war sie als Erasmus-Austauschschülerin von Turku Art Academy in Rotterdamse Danseacademie in Niederlande. Während des Studiums tanzte sie bei der Modern Tanz Kompanie Piet Rogie. Seit Oktober 1999 Weiter-Studium im zeitgenössischen Tanz an der Folkwang-Hochschule Essen.
Daniela Günther wurde 1980 in Bochum geboren. Seit Oktober 1997 ist sie Studentin der Folkwang-Hochschule Essen im Studiengang Tanz und hat außerdem Gesangsausbildung.

  • Die offizielle HIM-Homepage
  • Julias HIM-Page
  • HIMclub
  • BMG backpage
  • Dieses Interview
      
    bei der DFG NRW

  • Zurück zum Seitenanfang

     Künstlerportrait 

     

    Laura Kaukonen


    Laura Kaukonen, Jahrgang 1975, begann 1981 ihr Studium bei Tina Holmberg an der Ost-Helsinki Musikschule.
    Laura Kaukonen ist mit Ihrem Duopartner, dem Pianisten Henri Sigfridsson, in vielen Kammer-
    musiksälen zu Gast.

    1988 wechselte sie zur Sibelius-Akademie zu Nachum Erlich, um dann 1991 bei Prof. Igor Bezrodny weiter zu studieren.
    Im Herbst 1995 setzte sie ihr Studium bei Prof. Igor Ozim an der Hochschule für Musik in Köln fort.
    Laura Kaukonen hatte ihr Debütkonzert mit dem Finnischen Rundfunkorchester 1988, und im gleichen Jahr erhielt sie den zweiten Preis im finnischen Geigenwettbewerb "Heinonen" in Jyväskylä.
    1994 errang sie den l. Platz beim nationalen Wettbewerb der Sibelius-Akademie. Finalistin wurde sie zuletzt im Januar 1997 beim internationalen Wettbewerb "Schubert und die Musik des 20. Jahrhunderts" im österreichischen Graz, wonach viele Konzerteinladungen in Europa folgten.
    Die Presse feierte sie als "starke musikalische Persönlichkeit" mit den Überschriften "Virtuose mit Esprit" und "Lyrikerin aus dem Norden".
    Laura Kaukonen trat in vielen Konzerten mit verschiedenen Orchestern als Solistin auf, u.a. mit der Klassischen Philharmonie Bonn, wo sie in Hamburg, Frankfurt, Wiesbaden, Bonn und Nürnberg erfolgreich Violinkonzerte von W. A. Mozart und L. Spohr interpretierte.


    Zurück zum Seitenanfang

     Künstlerportrait 

     

    Henri Sigfridsson


    Henri Sigfridsson wurde 1974 in Turku, Finnland, geboren.
    Er begann sein Studium 1985 bei Sävy Nordgrén am Konservatorium in Turku mit einer außergewöhnlichen Begabung. 1989 wechselte er zur Sibelius-Akademie zu Prof. Erik T. Tawaststjerna. Im Herbst 1995 wurde Prof. Pavel Gililov an der Kölner Musikhochschule sein Lehrer. Von 1995 bis 1997 studierte er auch an der "Franz Liszt -Musikhochschule" in Weimar bei Prof. Lazar Berman.
    Henri Sigfridsson nahm an vielen Wettbewerben erfolgreich teil. Er erhielt unter anderem zweite Preise beim finnischen Maj-Lind Klavierwettbewerb und dem nordischen Klavierwettbewerb in Nyborg in Dänemark. 1994 gewann er den ersten Internationalen Franz Liszt Klavierwettbewerb in Weimar und 1995 "The Nordic Solist Competition" in Reykjavik in Island.
    Henri Sigfridsson bekam einen der größten Kulturpreise in Finnland, den sogenannten ABOA-Preis. 1996 war er der Nachwuchskünstler der finnischen Musikfestspiele. Beim internationalen Wettbewerb) "Schubert und die Musik des 20. Jahrhunderts" im Januar 1997 im österreichischen Graz kam er mit der Violinistin Laura Kaukonen erfolgreich ins Finale.
    Henri Sigfridsson spielte z.B. beim Klavierfestival Ruhr, im Schauspielhaus Berlin und mit vielen europäischen Sinfonieorchestern.


    Zurück zum Seitenanfang

     Künstlerportrait 
     

     

    Katariina Järvinen


    Die finnische Sopranistin Katariina Järvinen studierte zuerst Klavier an den Konservatorien in Tampere und Helsinki, dann Kirchenmusik an der Sibelius-Akademie in Helsinki. Im Sommer 1997 legte sie dort den Abschluß des "Magister der Musik" ab. Im Sommersemester 1997 begann sie ein Gesangsstudium an der Folkwang Hochschule Essen bei Prof. Claudia Rüggeberg.
    Bereits im Alter von 19 Jahren begann ihre rege Konzerttätigkeit vor allem im kirchenmusikalischen Bereich mit Werken von der Renaissance bis zur Gegenwart.
    Sie gestaltete zahlreiche Liederabende sowohl in ihrer finnischen Heimat, unter anderem beim "Pentinkulman päivät" Festival, wie auch in Deutschland.
    Ihr Schwerpunkt liegt bei Komponisten der deutschen Romantik wie R. Strauss und R. Wagner, sowie finnischen Komponisten, zum Beispiel Jean Sibelius, T. Kuula, Y. Kilpinen und 0. Merikanto.
    Die Sopranistin besuchte Meisterkurse bei Susanne Norin (Barockgesang), Anita Välkki und Sirkka Penttilä.
    Im Dezember 1998 übernahm sie bei der Produktion der Folkwang Hochschule in W. A. Mozarts, "Zauberflöte" die Partie der 1. Dame (Musikalische Leitung: Prof. Xaver Poncette; Regie: Prof. Nils-Peter Rudolph; Dramaturgie: Prof. Dr. Peter Kehr). Im November des Jahres fand eine Wiederaufnahme statt, der sich zahlreiche Gastspiele anschlossen.
    Katariina Järvinen widmet sich sehr der neuen Musik und hat zahlreiche Uraufführungen gesungen. Im Herbst 1999 übernahm sie die Sopranpartie in der preisgekrönten Kammeroper "Der schlafende Reiter" der russischen Komponistin Anna Ikramova.


    Zurück zum Seitenanfang

     Meinung 

     

    Tourismus
    So nicht, bitte!?
    Deutsche in Finnland - oder wie manche Finnen Deutsche sehen

    In den LANDESNACHRICHTEN Nr. 96 wurde unter der Überschrift "So nicht, bitte!" das Abkassieren von deutschen Bustouristen an der Raststätte "Vaskikello" kommentiert. Bezug genommen wurde auf ein Erlebnis während einer Bürgerreise, die 20 Tage quer durch Finnland führte.

    "Vaskikello" ist eine Raststätte mit Tankstelle, Restaurant und Souvenirladen direkt an der E 4 nahe Pyhäsalmi. Nichts wies im Sommer 1999 straßenseitig darauf hin, dass es sich um Privatgrund mit beschränkter Zulassung handelt. Ebenso gab es keine "Empfehlung" für deutsche Reisebusse, einfach weiterzufahren. Dies hatte es tatsächlich früher einmal gegeben, auch wenn dies nun dementiert wird.
    Der "öffentliche Rastplatz des Straßenwerks" mit markierten Busplätzen hinter Vaskikello ist etwas im Wald versteckt. Die im Kommentar geschilderte Anfahrt wurde vom Hause offenbar gut registriert, auch das Aussteigen der Reisenden. Zeit für Kaffee und Kuchen - in der Raststätte, nicht am Bus! - wäre an diesem Nachmittag gewesen. Tatsächlich schreckte dann das ultimative "Halt!"-Schild, Handlungs- und Zahlungsanweisungen eingeschlossen, am Rande des "öffentlichen" Rastplatzes - und bewog zur Umkehr. Verstanden.
    Unverständlich dann allerdings die Reaktion aus dem Hause Vaskikello, nachdem der Bus sich wieder in Bewegung setzte. Die Reisenden waren auf dem "öffentlichen Rastplatz" geblieben, hatten das "Privatgelände" nicht betreten, auch die Glocken nicht "geguckt", warum lief dann eine Bedienung mit Quittungsblock in der Hand, die andere Hand drohend zur Faust geballt, dem weiterfahrenden Bus hinterher. Abschrecken oder abkassieren?

    Über die DFG-Bundesgeschäftsstelle erhielt die LN-Redaktion eine Stellungnahme der Betreiber der Raststätte. Und damit die prinzipielle Meinung auch unmissverständlich klar wird, legte man die Kopie einer Zeitungskolumne vom vorausgegangenen Sommer 1998 bei, deutsche Übersetzung eingeschlossen.
    Also: "Guckengruppen" unerwünscht. Und Besuch nur nach Voranmeldung. Ein Besuch? Nur vielleicht.

    Kolumne "Porttikielto"
    erschienen am 29.6.1998
    in der Zeitung POHJANMAA


    Paavo Rönkkö
    Das Hausverbot
     
    Wenn ich Obelix oder Asterix wäre, rascher, effizienter und brillanter würde mein Sommerjob vorangehen. Aber statt richtigen Machens ist das Ganze nur Zungendrescherei.
    Ich bin das Begrüßungskomitee eines kleinen Touristenrestaurants. Tagaus empfange ich Busgruppen aus Mitteleuropa.
    Wenn ich frage: "Möchten Sie bei uns essen oder trinken?", lautet die eintönige Antwort: "Nein, nur gucken."
    Mit Sicherheit von 27 Jahren Erfahrung bedeutet nur gucken angucken, Wasser lassen, sich drängen, auf Video aufnehmen, Ansichtskarten befummeln, mit der Restaurantsdekoration donnern, bewundern, Prospekte einschnappen.
    Nur gucken ist unverschämtes Stören der richtigen Kunden.
    Der Busfahrer äußerte sich gewöhnlich, als sie kommen durften, daß es ihn nicht angeht, was seine Gruppe tut: "Wenn sie stören, ist das Ihr Problem."
    Ein deutscher Bekannter von mir hat vorgeschlagen, daß ich statt allen freundlichen Verbotsschildern deutlich die Gebühr angeben sollte.
    Wenn ich jetzt zeige, daß nur gucken DM 10 kostet, werden die Köpfe hin und her gedreht, und sie rechnen, was es mit 50 dividiert ausmacht. Wenn ich weitergehe und sage, daß es pro Kopf bedeutet, wird frech gelacht. Das ist ein Gelächter wie nach einem dummen Witz. Wenn ich die Durchdrängenden anfasse und sage, daß DM 10 kein Witz ist, beginnt das eigentliche Gespräch. Zum Glück von den Kunden versteckt.
    Dieser und jener kommt zu mir, klopft seine Armbanduhr und lehrt, daß jetzt keine Mahlzeit ist. Gleichzeitig trinken sie den im Bus eingegossenen Kaffee.
    Täglich höre ich aus 200 Münder Verhaltensregeln und vielfältige Anweisungen zum Umgang mit Touristen. Wenn ich mal zu Wort komme, erzähle ich, wie finnische Touristen einst in Leningrad durch Wegschneiden der Haare Sitten lernen durften. Also über unsere bescheidenen Maßnahmen, über die Gegenseitigkeit im Tourismus, sollte nichts zu beklagen sein.
    Meist endet das Gespräch mit. "Wir werden über Sie für die Zeitung schreiben." Wenn ich mich bedanke, mich verbeuge und sage, daß sie mich, die Verkörperung der Unfreundlichkeit nicht heimlich knipsen müssen, drehen sie sich um und gehen zu ihrem Bus ohne etwas zu kapieren. Zum Busfahrer sage ich, daß das Problem wohl Seite gewechselt hat.
    Vorgestern endete es unentschieden. Die Busfirma hatte das Gucken umsonst versprochen, aber vor der Tür stand DM 10 (FIM 30), was in der Praxis ein totales Hindernis fürs Reinkommen bedeutet. Als Rache dafür hat die Elsetaler-Gruppe mir ein Hausverbot für jedes Haus in ihrem großen Land für alle Zeiten erteilt.
    Vaskikello
    FIN-86800 Pyhäsalmi
    Pyhajärvi, den 16.4.2000

    Ihr Kommentar
    an Landesnachrichten 1999/ Nr. 96

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    ausländische Busgruppen kommen zu uns, entweder nach dem Früstück oder sie sind unterwegs zum Hotelsabendessen. Und besonders die deutsche Reisebusse bringen die Küche mit. Kaffee, Würste, Brot, Bier verkauft der Busfahrer.
    Vaskikello ist ein Restaurant. Unsere Tischgäste wollen in Ruhe essen. Die gleiche Regel stimmt überall.
    Das Schild, "Deutsche Reisebusse, bitte weiterfahren" gab's nicht in Vaskikello zu sehen! Aber Herr Marewski hatte Recht: "Wir fahren künftig geradeaus weiter".
    Leider versuchen viele Reiseleiter immer wieder einen kostenlosen Glockenmuseumguck ihren Kunden anzubieten.
    Im vorletzten und letzten Sommer haben wir 710 Nur-gucken-gruppen den Eintritt gehindert. Unser Umsatz ist deswegen gestiegen.
    Wir sind ein Familieunternemen und wir besitzen Vaskikello und 1500 verschiedene Glocken. (Vaskikello = zur Bronzeglocke.) Unsere Tischgäste haben auch die Glocken bezahlt. Darum wollen wir sie ehren. Ein Teil der Glocken und Glockenspiele sind aus Deutschland.
    Herr Marevski hat geschrieben: "Kein Gucken, kein Eis, kein Kaffee". Aus Erfahrung, fast 30 Jahre, wissen wir, dass mit Gucken auch kein Kaffee, kein Eis. Die Guckengruppen kaufen bei uns durchschnittlich mit 7 Pfenning pro Person.
    Die Busgruppegäste, die alle an Tisch sich setzen, sind bei uns meistens aus Dänemark und aus der Schweitz. Doch aus Deutschland kommen einige alte bekannte Reiseleiter zu uns, die immer das Essen vorher bestellen. Deutsche Familietouristen sind zu uns mehr gebogen. "Weil kein Bus an der Tür steht". Das öffentliche Rastplatz des Strassenwerks ist hinten Vaskikello.
    Vaskikello ist nicht passend für die grosse Guckengruppen. Wir müssen die Gäste, die unsere Bedienung echt brauchen, besorgen. Auch in der Hochsaison.
    "Wollen Sie essen oder drinken?" "Nein, nur gucken und Glocken läuten". "Bitte, bleiben Sie beim Bus". So was macht die Reizung und das Herzweh - für beide. Es wäre wirklich besser schönere Stelle zu suchen.
    Hoffentlich die Nachricht von Herrn Marewski geht weiter. Wir senden Ihren Kommentar an den Busfirmen, deren Adresse wir haben.
    Wir wünschen Ihnen einen schönen Sommer in Deutschland und in Finnland!

    Lassi Rönkkö & Kaisa Rönkkö

    Beilage: gute Übernahtungshotels gibt's auch in Pyhäjärvi am See (Pyhäjärvi = der heilige See)
    Ihre Meinung zu "Vaskikello"?
    Ihre Meinung zu "Nurmakucken"?
    Ihre Meinung zu "Wie die Finnen"?
    Ihre Meinung zu "So nicht, bitte!?"?
    [ => Landesnachrichten Nr. 96 ]
    [ => Landesnachrichten Nr. 97 ]
    [ => Landesnachrichten Nr. 98 ]
    [ => Landesnachrichten Nr. 99 ]

    Welche Erfahrungen haben Sie als Touristen in Finnland gemacht?
    Oder wie denken Sie als Finnen über den Umgang mit Touristen?

    Bernhard Marewski, LN-Redaktion

    STRATO Angebot - Hier klicken!

    Zurück zum Seitenanfang


    Zur Gesamtübersicht der DFG-NRW Landesnachrichten


    Zur Homepage der Deutsch-Finnischen Gesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V.