Landesnachrichten
Zeitschrift der Deutsch-Finnischen Gesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V.
Nr. 89 - Februar 1998

Bunte Märkte und eindruckvolle Bauten in Finnlands Hauptstadt
Weiße Stadt des Nordens
von Udo Haafke

Der Senatsplatz im Zentrum der finnischen Hauptstadt Helsinki: Chrom blitzt in der Sonne. Babyblauer Lack, auf Hochglanz poliert, spiegelt die Domkirche auf der endlosen Kofferraumhaube des Oldtimers, den sein Besitzer Hannu Mietinen fotogen auf dem Parkstreifen an der Südseite des Platzes abgestellt hat. Hannu, ein Mittdreißiger, dessen Gesichtszüge fatal an Charaktere aus den Filmen des Aki Kaurismäki erinnern, feixt: „Das Auto ist genauso alt wie ich, aber sein Lack hat sich besser gehalten...!“ Die bewundernden Blicke der Passanten machen stolz, aber er sagt auch: „Ich weiß nicht, wie lange ich das Fahrzeug noch halten kann. Sprit ist teuer, Ersatzteile kaum zu beschaffen. Aber ich brauche das bißchen Show.“ Zeit dafür hat er genug: Wie so viele Finnen hat auch Hannu schon seit längerer Zeit keine Arbeit mehr. Und die Aussichten sind trüb.
Ein paar Schritte weiter wird trotzdem gefeiert. Mädchen lassen Sektkorken knallen. Lachend und ausgelassen begießen sie eine bestandene Prüfung. Zufällig vorbeikommenden Touristen drücken sie schnell ein Glas in die Hand, zum Anstoßen sind sie gerade willkommen. Die Fremden bestaunen die Freitreppe, die nahezu über die gesamte Breite des Platzes hinauf zum Domportal führt. Zwischen sechs hohen Säulen wirkt der Eingangsbereich geradezu niedlich. Der Blick wandert hinauf zur großen, grünen, alles überragenden Kuppel.
Das architektonische Ensemble des Senatsplatzes und des Stadtzentrums stammt vom Reißbrett des Berliner Architekten Carl Ludwig Engel, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Auftrag der Neugestaltung erhielt, nachdem ein Feuer große Teile der Innenstadt vernichtet hatte. Es entstand ein großzügiges Stadtbild im nüchtern, klassizistischen Stil. Helle Fassaden, breit angelegte Straßen prägen die „weiße Stadt des Nordens“ heute noch. Im Zentrum des Senatsplatzes steht das Bronzestandbild des Zaren Alexander II., einstiger Großfürst von Finnland. Sein Blick weist hinaus aufs Meer, in Richtung des Südhafens, der unmittelbar an das Stadtzentrum heranreicht.
Frischer Fisch im Hafen
„Bin ich wirklich so attraktiv?“ fragt dort ironisch-klagend Anna-Liisa. Die alte Fischersfrau, deren zerfurchtes Gesicht die Härte arbeitsreicher Jahre widerspiegelt, hat - wie andere Fischer - ihr Boot an der Kaimauer des Südhafens festgemacht, einige Kisten vor sich aufgestellt und fein säuberlich die Fische darauf aufgereiht. Nun blinzelt sie in die Objektive der Touristen.
Auf dem benachbarten Markt bieten Bauern, Kunsthandwerker und Souvenirverkäufer ihre Waren an: Vielerlei Beeren, Weintrauben, Kirschen, Paprika und Karotten, Berge von Kartoffeln und Blumenkohl. Meist stammen die Produkte aus landwirtschaftlichen Betrieben des Umlandes. Bunt ist das Angebot an Blumen. Frauen verkaufen auch selbstgefertigte Puppen, Handgestricktes, Pelzhandschuhe und Wollmützen. Dezent weist ein kleines Schildchen am Stand darauf hin, daß die gängigen Kreditkarten akzeptiert werden.
Für den Einkauf in gediegener Atmosphäre steht der Name „Stockmann“. Das traditionsreiche Kaufhaus am Westende der Aleksanterinkatu bietet auf sechs Etagen nahezu das gesamte Spektrum finnischer Handelswaren. Nicht weit entfernt liegt der Hauptbahnhof aus rotem Backstein mit seinem charakteristischen Uhrenturm. Außergewöhnliche Architektur kennzeichnet auch die Felsenkirche (Taivallahdenkirkko) im Stadtteil Etu-Töölö, nordwestlich des Zentrums. Eine kreisrunde, flache Kuppel, aufliegend auf einer Felsenkante, deckt einen in der Mitte etwa 13 Meter hohen Saal, den eigentlichen Kirchenraum, ab. Die Wände eines riesigen Raumes, der besonders für Konzerte geeignet ist, bestehen aus nacktem Fels, in den die Kirche 1968 hineingesprengt wurde.
Der Weg zurück zum Südhafen führt über die Prachtstraße Esplanaden. Weit ausladende Baumreihen verleihen der Allee ein parkähnliches Flair. Am Westende liegt das Schwedische Theater, ein halbrunder Bau, der ursprünglich ebenfalls auf einem Entwurf Engels basiert. Bänke und kleine Plätze mit Brunnen laden zum Bummeln und Verweilen ein.
„Seht Euch die Uspenski-Kathedrale an“, hatte Anna-Liisa noch der Touristengruppe zugerufen, während sie dabei war, ihre Fischkisten zusammenzustellen. „Das lohnt sich immer!“ Unübersehbar glänzt die goldene Kuppel der orthodoxen Kathedrale in der Abendsonne. Die roten Ziegelsteine, die Bögen und Türmchen bilden einen starken Kontrast zum weißleuchtenden Dom. Das Innere birgt eindrucksvolle Ikonen und Gemälde.
(Rheinische Post, 180395)

Zurück zum Seitenanfang

Die „Niederkunft“ der Apostel

Majestätisch erhebt sich die Domkirche über dem Senatsplatz. Als Nikolaikirche wurde sie von dem Deutschen Carl Ludwig Engel geplant (1818-22), dessen 220. Geburtstag in diesem Jahr gedacht werden kann. Aus statischen Gründen - der hohe Turm über der Zentralkuppel brachte Probleme - wurden nach Engels Tod (1840) von seinem Nachfolger Ernst Bernhard Lohrmann die vier Ecktürme mit kleinen Kuppeln errichtet, die dem ursprünglich rein klassizistischen Bau einen leicht russischen Einschlag geben. Auch die Statuen der 12 Aposteln an den Fassaden , von den Berlinern Bildhauern August Wredow und Hermann Schievelbein geschaffen, waren in Engels Plänen nicht vorhanden.

Nahezu 150 Jahre ist der Dom alt - und so lange haben die zwölf, aus Zink gegossene Apostel von der Domkuppel auf das Gewimmel der Menschen unter sich herabgeblickt. Doch unter der Einwirkung von Sonne, Regen, Schnee und Eis sind die Apostel gebrechlich geworden. Im Herbst 1995 begann eine umfangreiche Restaurierung.
Die Zinkskulpturen verkörperten seinerzeit die neueste Technik. Sie wurden bei den deutschen Bildhauern August Wredow und Hermann Schievelbein in Auftrag gegeben, 6 Stück pro Bildhauer. In dem Katalog der Berliner Gießerei 1845-47 waren sie als die größten Zinkskulpturen der Welt ausgewiesen. 1849 wurden sie auf dem Dom installiert und mit einer Schutzfarbe versehen. Erst 1991 wurde ihr Zustand erstmals überprüft. Es stellte sich heraus, daß die Apostel in miserabler Verfassung waren. Die Innenkonstruktionen waren verrottet, und von der Schutzfarbe waren nur noch Tupfer übriggeblieben. Die Figuren liefen Gefahr zu implodieren und mußten schleunigst heruntergeholt werden.
Zuerst wurde Simon in eine Schutzhülle gepackt. Der gefährliche Abstieg wurde im Takt einer Blaskapelle bewerkstelligt und lockte ein großes Publikum an. Nach geglücktem Abseilen reiste Simon per Lastwagen weiter zu einem metallverarbeitenden Betrieb.
Die Restaurierung der 3,2 m hohen und 800-1000 kg schweren Apostel war eine Heidenarbeit. Der Formguß mußte in Teilen vorgenommen werden, die später wieder zusammengeschweißt wurden. Die größten Fragmente maßen 60x60 cm und die kleinsten 5x3 cm. Die Rettung der Apostel war nicht nur ein schwieriges, sondern auch ein kostspieliges Unterfangen. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 3,2 Mio Finnmark, die EU übernahm davon einen Anteil in Höhe von 70.000 ECU. Das Projekt konnte unter anderem auf den metallurgischen Sachverstand des Konzerns Outokumpu Oy zurückgreifen. Die ersten restaurierten Apostel, Simon und Petrus, konnten am 10. April 1996 auf ihren angestammten Platz zurückkehren. Thomas war von den ersten drei in einer so erbärmlichen Verfassung, daß er erst im Herbst mit dem nächsten Trio, Andreas, Thaddäus und Philippus, seinen alten Platz einnehmen konnte. Die Konservierung sollte bis Ende 1997 abgeschlossen sein.

Quelle: Welcome to Finland - Online (deutsch) - http://www.publiscan.fi/wtf0d.htm


Das großformatige, reichlich illustrierte

Jahrbuch „Welcome to Finland“ 1998
mit rund 60 dreisprachigen Artikeln auf über 200 Seiten kann von Mitgliedern der Deutsch-Finnischen Gesellschaft zum Sonderpreis von DM 30,- (statt 40 US $, ca. DM 60,-; inkl. Versandkosten) erworben werden bei
Publiscan Oy
Fredrikinkatu 33 B
FIN-00120 Helsinki
Überweisen Sie dazu bitte den Betrag von DM 30,- unter Angabe Ihrer vollständigen und leserlichen (!) Anschrift auf das Konto 205838-12735 / Merita Bank Helsinki

Zurück zum Seitenanfang

Helsinki
Stadt am Meer

Eines der beeindruckendsten Merkmale Helsinkis ist das Meer, das die Stadt von drei Seiten umgibt. Sommerliche Urlaubstage in Helsinki sollten deshalb auch in die vorgelagerte Inselwelt führen. Wer eine „Hafen-Rundfahrt" auf einem der Rundfahrtschiffe bucht, die am Marktplatz festgemacht haben, wird sich wundern. Nach einem Blick auf die Stadt wird man in die zauberhafte Schärenwelt verführt, vorbei an noblen Sommerhäusern, Stränden und befestigten Inseln. Bei strahlendem Sonnenschein auf dem Oberdeck mit der Brise salziger Meeresluft ist Zeit zur Entspannung nach dem hektischen Treiben des Zentrums. Ein bißchen Hafen gibts auch, aber eher randlich, dann die stolzen finnischen Eisbrecher und die großen Fahrgastschiffe nach Schweden und Estland.

Grüne Festungsinsel Suomenlinna
Einen ganzen Ausflugstag lohnt Suomenlinna, die grüne Insel mit viel Geschichte. Diese historische Seefestung ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Finnland. Bei der UNESCO ist sie im Verzeichnis der Kulturschätze der Welt eingetragen.
1748 begann man die sechs zu Suomenlinna gehörenden Inseln für die Küstenverteidigung zu befestigen. 1809 wurde sie russische Garnison und 1918 kam sie an Finnland. Die baulich ältesten Teile von Suomenlinna sind die Befestigungen, Kasematten, Parks und Wälle sowie das stattliche Königshof auf der Insel Susisaari und Kustaanmiekka. Mit der Geschichte der Insel kann man sich im Ehrensvärd-Museum im Museumsviertel bekannt machen. Vor dem Museum das Grabdenkmal des Erbauers der Festung, Augustin Ehrensvärd. Zur jüngeren Geschichte der Insel gehören das Unterseeboot Vesikko wie auch das Küstenartilleriemuseum. Einkehren kann man im Sommerrestaurant Walhalla oder ein einem der hübschen Cafés. Baden erlaubt! In kleineren Buchten tummeln sich Tagesausflügler aus Helsinki, Sonnenbäder auf flachen Felsen, Abkühlung dann im spritzigen Naß. Wem es dort zu langweilig wird, wechselt auf die andere Seite der Hauptinsel, um zu beobachten, wie die großen Fähren der Silja- oder Viking-Linien gerade zwischen den Inseln durchpassen. Zur 250-Jahrfeier im Jahre 1998 gibt es eine Reihe von Veranstaltungen, die mit einer Jubiläumsfeier am 12.5.98 beginnen, z.B. Aufführungen im Ryhmäteatteri vom 17.6. bis 9.8.98, das 9. Europäische Kinder- Theater-Festival vom 13. bis 26.7.98, eine Historische Kriegsaussstellung Anfang August und abschließend die traditionelle Segelregatta „Suomenlinna Cup".

Pihlajasaari
das Natur- und Badeparadies Weicher Sand, warme Felsen und kristallklar reines Seewasser. Diese Sommeroase auf der Insel Pihlajasaari liegt wenige Kilometer vor dem Hafen Merisatama. Von der Ablegestelle Laivurinkatu dauert die Bootsfahrt dorthin nur fünfzehn Minuten.
Dieses Erholungsgebiet besteht aus zwei grün bewachsenen Inseln, die mit einem Fußgängersteg miteinander verbunden sind.
Der prächtige Sandstrand liegt am Nordwestufer der westlichen Insel direkt bei der Landungsbrücke. Am Strand gibt es Umkleidekabinen, ein Sommercafé und Strandkioske. In der überdachten Freiluftküche auf der östlichen Insel können sich Ausflügler auch selbst eine Mahlzeit zubereiten. Glatter Felsen bildet das Südufer, von wo aus man eine ungehinderte Sicht auf das offen Meer hat. Das Innere der Inseln bietet schattige Spazierwege in einem abwechslungsreichen Nadel- und Laubwald.

Freilichtmuseum Seurasaari
Die Insel Seurasaari ist ein interessanter Volkspark und ein Freilichtmuseum mit einer ansehnliche Sammlung ländlicher Bauten und Gerätschaften aus ganz Finnland. Dieses 1909 gegründete Museum ist eine Abteilung des finnischen Nationalmuseums.
Am besten macht man sich mit der Insel vertraut, indem man auf ihren Wegen und längs bezaubernder Ufer spazierengeht. Zum Museum gehören Bauernhäuser, Mühlen, Speichergebäude, Kirchboote, eine Rauch-Sauna, ein Teermeiler, ein Museumsladen sowie ein Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert, die aus verschiedenen Gegenden Finnlands nach Seurasaari gebracht worden sind. In der Holzkirche von Karuna (17.Jhdt.), dem ältesten Gebäude auf dem Gelände, finden im Sommer Gottesdienste und Andachten statt. Die originalgetreu eingerichteten Gebäude des Freilichtmuseums sind von Mai bis September geöffnet. Während der Sommermonate herrscht auf der Insel reges Leben. Ganz besonders beliebt sind bei den Urlaubsgästen die Volkstanzdarbietungen und die Konzertveranstaltungen. Das größte Ereignis aber ist jedes Jahr das traditionelle Mittsommernachtsfest mit seinen vielen Juhannisfeuern.

Korkeasaari - inmitten von Meer
Der Tierpark Korkeasaari - auf einer felsigen Insel gelegen - ist einer der nördlichsten Tierparks der Welt. Er wurde 1889 gegründet und zeigt rund 60 Säugetiere und 80 Vogelarten. Vor allem Bewohner kalter Regionen sowie in Gebirgen heimische Tiere haben sich hier gut eingelebt: Besonderheiten sind unter anderem Amur-Tiger, Waldren, Katzenbär, Moschusochse, Schneeziege und Schneeleopard. Eine am Bootsanleger beginnende numerierte Route führt an allen Gehegen und Tierhäusern vorbei. Korkeasaari ist über die Insel Mustikkamaa mit dem Land verbunden.

Zurück zum Seitenanfang

Akseli Gallen-Kallela (1865-1931)
Atelier in Tarvaspää

Akseli Gallen-Kallela (1865-1931), einer der bedeutendsten Maler und Graphiker Finnlands entwarf 1911- 13 Haus und Atelier in Espoo-Tarvaspää am Stadtrand Helsinkis im Jugendstil. Das Atelier, noch in seiner ursprünglichen Ausgestaltung, erzählt lebendig von den besonderen Leistungen der „Goldenen Zeit“ finnischer Kunst und ihrer zentralen Gestalt Akseli Gallen-Kallela. In Tarvaspää finden man die großen mythischen Helden des Nationalepos Kalevala , unberührte finnische Landschaften, erste Entwicklungen finnischen Designs und wunderbare Werke graphischer Kunst - „frisch“ in der Werkstatt des Meisters.
Die Sammlungen des Museums erzählen auch von dem ereignisreichen Leben des Künstlers, von Fernreisen, internationalen Ausstellungen und von zahlreichen Freunden, zu denen z.B. August Strindberg, Jean Sibelius, Maxim Gorkij, Edvard Munch und Gustav Mahler zählten.
Das Museum liegt am Meer in dem ehemaligen Garten vom Alberga Hof, dessen Schönheit berühmt war. In der Villa des Hofes ist heute das Café-Restaurant des Museums.

Zurück zum Seitenanfang

Wanderer, kommst Du nach .....

Die Deutsche Botschaft in Helsinki
von Juha Leiviskä, Architekt

Die Insel Kuusisaari in Helsinki ist ursprünglich ein Villenstadtteil. Am Südufer liegt das schöne, an Baumbestand reiche Grundstück der Botschaft, dessen alte Villa in den siebziger Jahren abgerissen wurde. Ausgangspunkte für die Planung waren die landschaftlichen Gegebenheiten des Grundstücks: der Baumbestand, die Geländelage, die bebaute Umgebung, Himmelsrichtungen wie auch die Ausblicke auf die Insellandschaft. man hat sich diesen Verhältnissen unterworfen, angepaßt, gleichzeitig aber wollte man diese Möglichkeiten in vielfältiger Form bei den Raumlösungen nutzen.
Der architektonische Ausdruck, die Anordnung der Funktionen wie die räumlichen Eigenschaften stehen in so enger Verbindung zueinander, daß diese nicht unabhängig voneinander bewertet werden können. Die Umgebung hat den Entwurf diktiert, man hat einerseits gewollt, daß die Gebäude und die Landschaft zusammengehören und andererseits, daß zwischen ihnen ein aktiver Dialog entsteht. Ich gehe davon aus, daß neue Gebäude immer einen positiven Beitrag zu der bestehenden Umgebung liefern müssen. Alles andere Bauen ist zu verurteilen.
Die Meeresbuchten und Inseln vor dem Grundstück bilden ein vielfältiges räumliches Kontinuum, eine Serie von ineinander übergehenden Räumen.Diese Raumstruktur ist auch als Planungsprinzip für das Grundstück übernommen worden. Von den Innenräumen öffnen sich umrahmte Ausblicke über die wie kleine Meeresbuchten geformten Höfe in die umgebenen Räume der Landschaft.
Die verhältnismäßig großen Gebäude, Kanzlei und Residenz, bilden jeweils Flügel; mit der Unterteilung folgen sie in natürlicher Weise den ursprünglichen Proportionen der Villenbebauung. Die Gebäudeflügel erstrecken sich auf die Grenzbereiche der Grundstücksteile unterschiedlichen Charakters: der Einfahrtshof der ehemaligen Villa erfüllt auch heute diese Funktion. Die Räume der Kanzlei liegen um den alten Nutzgarten im Nordosten. Die Räume der Residenz öffnen sich nach Südwesten auf den Ziergarten der alten Villa. Besonders vielseitigen Baumbestand weist der südöstliche Teil des Grundstücks auf, der sich wie eine Tribüne dem Ufer zuwendet. Zwischen diesem Teil und dem Einfahrtshof, an der Stelle, wo sich die Gebäude fast berühren, hat sich ein ‘Ehrenhof’ gebildet, eine Eingangsterrasse, von der sich umrahmende Ausblicke auf die Insel Seurasaari öffnen. Die die Landschaft umrahmenden, freistehenden und die Gebäudegruppe verbindenden ‘Stelen’ zeigen den deutschen Naturstein am schönsten und bilden an sich ein abstraktes Kunstwerk. Dieser ‘Cour d’honneur’ ist eine nordische Interpretation der italienischen Gartenloggia: umrahmt wird die Intensität der Landschaft gesteigert.
Neben den Außenräumen stützen sich auch die Innenraumlösungen der Residenz auf finnische Tradition wie auch auf deutsche Architekturgeschichte. Das Bestreben zu räumlicher Kontinuität, das Ineinander- Fließen der Räume, von Siegfried Giedion ‘Raumdurchdringung’ genannt, wie die Art, mit der das Tageslicht in die Innenräume geführt wird, ist ebenso im deutschen Spätbarock wie bei Mies van der Rohes Pavillions und Villen und in einigen Entwürfen von Alvar Aalto oder Erik Bryggman wiederzuerkennen. Die Empfangsräume bilden eine Kette von Räumen unterschiedlicher Höhe, die untereinander verbunden werden können. Wechselnde Ausblicke aus Räumen in andere sowie über den Garten durch den Uferpark in das Inselmilieu haben die Raumordnungen diktiert. Die Räume sind als ‘Instrumente, die vom Licht umspielt werden’, gedacht. Sie ändern ihren Charakter bei immer wechselnden Beleuchtungsverhältnissen. Die seitlich und von oben beleuchteten Flächen der Außenwände sind für Kunstwerke vorgesehen. Die Küche samt den Nebenräumen und der Anrichte liegt nach Norden gerichtet. Von hier besteht Verbindung zu allen Empfangsräumen über das Foyer. Am Ende des Westflügels zum Hof gelegen befindet sich der Saunabereich samt Schwimmbecken. Die Wohnung des Botschafters liegt im Obergeschoß und fügt sich um die höheren Empfangsräume; an beiden Enden besteht über Terrassen wieder ein Zugang zum Hof. Der durchgehende Teil des Wohnzimmers mit der Treppe verbindet die Wohnung mit den Empfangsräumen. In der Kanzlei werden strenge funktionsbedingte Anforderungen nach den gleichen Prinzipien wie in der Residenz erfüllt. Bei einer Bürohauslösung mit Mittelflur ist es wichtig, durch wechselnde Gangbreite, durch Ausblicke in die umgebende Landschaft in Flurknicken und an Flurenden und durch Tageslichtbeleuchtung ein lebendiges, angenehmes Arbeitsklima zu schaffen.
(aus: Festschrift aus Anlaß der Einweihung der Botschaft)

Nach Unterbrechung der deutsch-finnischen Beziehungen infolge der Kriegsereignisse wurde am 22.3.1955 zunächst eine Handelsvertretung der Bundesrepublik Deutschland in Helsinki errichtet. Diese wurde mit der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen am 7.1.1973 in eine Botschaft umgewandelt. Seit Vereinigung der beiden deutschen Staaten am 3.10.1990 ist sie die einzige diplomatische Vertretung Deutschlands in Finnland. Am 1.7. 1993 wurde das von dem finnischen Architekten Juha Leiviskä geplante neue Kanzlei- und Residenzgebäude im Helsinkier Stadtteil Kuusisaari bezogen.
Die Botschaft gliedert sich in die Referate Politik, Wirtschaft einschließlich Land- und Forstwirtschaft, Kultur, Presse und Information, Rechts- und Konsularwesen, Sozialwesen sowie nicht zuletzt Verwaltung. Zur Botschaft gehört auch ein Militärattachéstab.

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Finnland

Botschafter
Berthold Freiherr von Pfetten-Arnbach

Ständiger Vertreter
Frank Marcus Mann
Gesandter - Botschaftsrat

Krogiuksentie 4   -   FIN-00340 Helsinki
Tel. 00358-9-4582355   -   Fax: 00358-9-4582283
saksa@germanembassy.fi

http://www.germanembassy.fi/

Zurück zum Seitenanfang

Reiserouten nach Finnland in Bewegung


„Finnjet“ künftig nur noch in den Sommermonaten

Die finnische Reederei SILJA LINE wird die Gasturbinenfähre „Finnjet“ in der kommenden Sommersaison wieder von Travemünde nach Helsinki einsetzen. Im Herbst 1997 war die „Finnjet“ aus dem Verkehr genommen worden, und sie wurde für umgerechnet etwa zehn Millionen DM umgebaut, modernisiert und sicherheitstechnisch auf den neuesten Stand gebracht.
Die Route wird allerdings über Tallinn/Estland führen. Die Reederei nutzt so für aus Estland heimkehrende Finnen die Möglichkeit, zollfrei einzukaufen. Sollte es bei der Abschaffung des Duty Free- Handels ab 1. Juli 1999 bleiben, gibt es andere Überlegungen: nicht mehr von Travemünde, sondern von Rostock nach Helsinki. Die Gründe sind geringere Investitionen, weniger Hafengebühren, und - wegen der dann fünf Stunden geringeren Fahrzeit - weniger Kraftstoff. Eine endgültige Entscheidung für 1999 gebe es aber noch nicht.
SILJA LINE beschränkt sich offensichtlich auf das lukrative Sommergeschäft. Das Passagieraufkommen in vier Sommermonaten machte bisher im Schnitt knapp die Hälfte aller Reisenden eines ganzen Jahres aus.
Für DFG-Mitglieder gibt es wie bisher Sondertarife - auch in diesem Sommer.

SILJA LINE GmbH
Zeissstraße 6   -   D-23560 Lübeck
Tel.: 0451-5899-0   -   Fax: 0451-5899-243


FINNLINES neue Eigentümerin der POSEIDON SCHIFFAHRT AG

Die FINNLINES Oy, Helsinki, soll die POSEIDON SCHIFFAHRT AG, Lübeck, von der zum VEBA- Konzern gehörenden Stinnes AG, Mülheim übernehmen. Hatte es bisher im Liniendienst bereits eine enge Zusammenarbeit zwischen Poseidon und Finncarriers (Finnlines-Beteiligung) gegeben, so soll nun mit neuen Schiffen die Flotte auf dem Weg zwischen Travemünde und Helsinki vergrößert werden. Ostseereisenden bekannt sind die modernen Kombifähren „Transeuropa“ und „Translubeca“ mit ihren komfortablen Außenkabinen, Vollpension inklusive. Im Frühjahr soll die „Finnarrow“ dazukommen - und für den Sommer sind noch „Finnclipper“ und „Finneagle“ angekündigt.
Weitere Auskünfte und Fahrpläne erhält man beim

POSEIDON PASSAGIER-DIENST
Große Altefähre 24-26 D-23552 Lübeck
Tel.: 0451-1507-0, Fax: 0451-72811
passage@poseidon-ag.de

Nach Sonderkonditionen für DFG-Mitglieder sollte man fragen!


STENA-LINE lockt mit Sea & More Club

Eine der Fährgesellschaften, die sich für die Alternativ-Route über Schweden anbietet, ist die STENA LINE. Sie fährt die Route Kiel-Göteborg und bietet - in Verbindung mit der VIKING LINE (Stockholm - Turku bzw. Helsinki) auch einen günstigen Durchtarif an.
Neu ist, daß STENA LINE den DFG-Mitgliedern auf Antrag eine zweijährige kostenlose Mitgliedschaft im STENA LINE Sea & More Club anbietet. Die Club-Mitgliedschaft beinhaltet unter anderem 15 Prozent Frühbucherrabatt auf allen reinen STENA LINE-Fährpassagen bei Buchung bis zum 31.3.1998 bei Passagen vom 15.5. bis 15.9.1998, einen Restaurant-Gutschein über 15 DM für die erste Reise als Club-Mitglied sowie Vergünstigungen bei Partner der STENA LINE: Ermäßigung bei der Hertz Autovermietung in ganz Europa (außer Deutschland) und Sondertarife in den rund 100 Scandic Hotels in Skandinavien. Eine zusätzliche Besonderheit: Einen Kompaß-Punkt für jede D-Mark, die das Fährticket kostet. Bereits ab 500 Punkten hat man die Wahl zwischen wertvollen Sachprämien, Restaurant- oder Reisegutscheinen.
Wichtig zu wissen ist allerdings, daß eine solche Clubmitgliedschaft personengebunden und nicht übertragbar ist. Reisen andere Familienmitglieder alleine oder mit Freunden, so ist eine eigene Clubkarte notwendig. Da diese aber eh nur 20 Mark kostet, lohnt sich diese Investition allemal.
Berücksichtigen muß man ebenso, daß der Frühbucherrabatt nicht für den Finnland-Durchtarif gilt, da VIKING LINE sich an dieser Aktion leider nicht beteiligt.
DFG-Mitglieder können ihre STENA Sea & More Club-Mitgliedschaft beantragen bei

STENA LINE
z.Hd. Frau Junker
Hildebrandtstraße 4 D   -   40215 Düsseldorf
Fax: 0211-9055-170
natalie.junker@stena.com


SEAWIND - die Alternative zwischen Stockholm und Turku

Für Reisende, die keine schwimmenden Nachtclubs wünschen, bietet sich die kostengünstige und familienfreundliche Fährverbindung der SEAWIND LINE OY AB an. Wer also z.B. den günstigen Frühbucherrabatt bei STENA LINE genutzt hat, kann günstig mit SEAWIND-Schiffen von Stockholm nach Turku weiterreisen.
Informationen erhält man bei

SEAWIND LINE OY AB
Linnankatu 84   -   FIN-20100 Turku
Tel.: 00358-2-2102-800   -   Fax: 00358-2-2102-810

Buchungen (unkompliziert!) sind auch nur dort möglich.


Zurück zum Seitenanfang

Nurmi machte Finnland bekannt

Die Olympische Bewegung hatte den Ersten Weltkrieg überlebt. Nur zwei Jahre nach Kriegsende wurden in Antwerpen die VII. Olympischen Spiele veranstaltet, bei denen Paavo Nurmi (1897-1973) seine goldene Lauf-Karriere startete und Finnland bekannt machte.
Vom 20. April bis 12. September 1920 erlebte die Welt den Aufstieg des kleinen Landes, das sich nach 108 Jahren russischer Herrschaft erst 1917 für souverän erklärt hatte. Finnland wurde zur Sportmacht.
Dabei endete Nurmis erster olympischer Auftritt auf dem Weg zu der Sportlegende, die für damalige Zeiten unvorstellbare Zeit-Barrieren durchbrach, mit einer Niederlage. Über 5.000 m verlor er gegen den Franzosen Joseph Guillemot, der im Krieg eine Gasvergiftung erlitten und das Herz auf der echten Seite hatte.
Danach war der Finne, der in seiner Karriere 22 offizielle Weltrekorde auf den Strecken von 1.500 bis 20.000 m aufstellte, nicht mehr zu bremsen. Drei weitere Starts, drei Siege - damit hatte er genau die Medaillenausbeute, die 1912 sein Landsmann Hannes Kolehmainen gesammelt hatte und der sich in Antwerpen noch mit dem Marathonsieg von Olympia verabschiedete. Nurmi gewann bis 1928 insgesamt neun Gold- und drei Silbermedaillen.

aus: Olympia Nostalgia Online - http://www.sportpresse.de/Olympia/cities/Antwerpen.html

Zurück zum Seitenanfang

Erinnerungen an den großen Langstreckenläfer - Teil II
 
Paavo Nurmi
 
von Manfred Holzhausen

Teil I zum großen finnischen Sportler Paavo J. Nurmi
erschien in der LN-Ausgabe Nr. 88 (November 1997)

In Deutschland war Nurmi ebenso bekannt wie in Skandinavien, er bestritt häufig und gerne Wettkämpfe beim südlichen Nachbarn auf der anderen Seite der Ostsee. Seine dritte Reise nach Berlin (1928) sollte ihm die ersten beachtenswerten Niederlagen seit vielen Jahren bringen. Er verlor zunächst am 14.9. in einem sensationellen 1.500 m Lauf gegen den 880 y Weltrekordler Otto Peltzer aus Schwerin, der sich auf dieser Strecke um 7,6 (!) Sekunden steigerte und mit 3:51,0 einen neuen Weltrekord aufstellte. Zweiter wurde der Schwede Edvin Wide, ein Wegge- fährte Nurmis in 3:51,8 und erst Dritter der Finne in 3:52,8. Am nächsten Tag verlor Nurmi über 2 Meilen erneut gegen Wide, der wie aufgedreht schien und mit 9:01,4 ebenfalls Weltrekord lief. Später sickerte durch, daß Nurmi an diesem Wochenende an einer Magenverstimmung litt, über die er selbst kein Wort verlor.
Bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam holte Nurmi noch einmal eine Goldmedaille, diesmal über 10.000 m vor Ville Ritola und über 5.000 m und 3.000 m Hindernis Silber hinter seinen Landsleuten Ritola bzw. Loukola.
1932 wollte Nurmi seine Laufbahn mit der olympischen Goldmedaille im Marathonlauf krönen, doch wurde ihm wegen überhöhter Spesenabrechnungen die Amateureigenschaft aberkannt. Der finnische Verband protestiert vergeblich und übernahm diese Entscheidung auf nationaler Ebene nicht, doch Nurmis große internationale Laufbahn endete damit in seinem fünfunddreißigsten Lebensjahr.
Dem Sport war Nurmi noch lange treu geblieben, denn nach seiner internationalen Ächtung lief er in Finnland weiter, und die neue, aufstrebende Läufergeneration, für die die Namen der Olympiasieger Lauri Lehtinen, Gunnar Höckert, Volmari Iso-Hollo und Ilmari Salminen nur beispielhaft stehen, bissen sich 1933 und 1934 noch manches Mal die Zähne an ihrem Vorbild aus. 1933 wurde Nurmi sogar noch einmal Landesmeister über 1.500 m. In den Folgejahren trainierte er seine finnischen Langstreckenkollegen mit großem Erfolg. Die Olympischen Spiele 1936 waren ein Sieg auf ganzer Linie (3 x Gold; 3 x Silber und 1 x Bronze). Die Schüler Lehtinen (2), Höckert (2), Salminen (2), Taisto Mäki (6) und Viljo Heino (8) stellten zusammen 20 (!) Weltrekorde auf.
Der großen Sportnation Finnland wurde die Ausrichtung der Olympischen Spiele 1940 in Helsinki übertragen, doch der Zweite Weltkrieg verhinderte jede sportliche Internationalität. 1952 erhielt die finnische Hauptstadt ihre zweite Chance, und es wurden für viele, die diese Spiele miterleben durften, die schönsten, herzlichsten und vom Sportgeist des Publikums geprägten olympischen Wettkampftage der Neuzeit.
Für die Eröffnungsfeier hatte der Veranstalter eine besondere Attraktion vorbereitet: Unter dem tosenden Beifall, nicht nur seiner Landsleute, trug Paavo Nurmi das olympische Feuer als Schlußläufer der Fackelstaffel um die Bahn des vollbesetzten Olympiastadions und entzündete die Olympische Flamme. Diese Ehrenaufgabe war eine Geste des Internationalen Olympischen Komitees, mit dem Ziel, den 55-jährigen Paavo Nurmi zu rehabilitieren, und jeder Augenzeuge hatte es genau so verstanden.
Paavo, dessen Ehe sehr früh gescheitert war, zog sich selbst mehr und mehr zurück, hatte rheumatische Beschwerden und verlor in seinen letzten Jahren fast das Augenlicht. - Am 2.10.1973 verstarb Nurmi im 77. Lebensjahr.
Das finnische Volk und die staatlichen Organe ließen ihrem berühmten Sohn alle erdenklichen Ehrungen zuteil werden. Staatspräsident Urho Kekkonen, selbst einmal ein sehr guter Leichtathlet (Hochspringer) und später Verbandspräsident, hielt die Trauerrede beim Staatsbegräbnis, und die Post druckte eine schwarz umrandete Trauermarke. Noch heute trägt der sehr gebräuchliche 10-Finnmark-Schein das Porträt des besten und erfolgreichsten Läufers aller Zeiten.


Wer an weiteren Informationen interessiert ist, erhält gegen Voreinsendung von DM 10,- bei Manfred Holzhausen, Dresdener Str. 4, 41516 Grevenbroich, eine umfangreiche Darstellung von Paavo Nurmis sportlicher Laufbahn einschließlich eines aussagekräftigen statistischen Teils (30-seitiges Heft).


Zurück zum Seitenanfang


Zur Gesamtübersicht der DFG-NRW Landesnachrichten


Zur Homepage der Deutsch-Finnischen Gesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V.